Geschichte
Im Jahre 1957 wurde die Jungwacht Sempach gegründet. Heute sind wir ein stolzer Verein mit gut 20 Leitern und etwa 80 Buben in sieben Gruppen. So wie sich der Verein heute präsentieren kann, ist massgeblich auf das Werk von ehemaligen Leitern zurückzuführen. Sicherlich sind viele Ehemalige auch durch gemeinsame Erlebnisse miteinander verbunden und behalten viele schöne Erinnerungen an die Jungwachtzeit.
In den letzten 60 Jahren hat sich Einiges verändert. Vieles blieb aber auch gleich. Mit der vorliegenden Geschichte setzten wir uns eine kurze Gegenüberstellung der Jungwacht von damals und heute zum Ziel und hofften zusätzlich auf einige Komponenten der „Jungwacht im Wandel der Zeit“ eingehen zu können, denn es war immer ein Ziel des Jugendvereins aktuell und zeitgemäss zu sein, wie folgender Abschnitt beweist.
„Die Zeiten ändern sich, sagen die Leute und sie haben recht. Was gestern noch gut und billig war, ist heute bereits überholt. Die Menschen suchen und finden immer Neues und passen sich dem Neuen an. Die Jungwacht will junge Leute ansprechen. Es ist deshalb für uns sehr wichtig, dass auch wir uns anpassen, nicht in unseren Zielen, sondern in unsern Arbeitsmethoden. (...)“
Quelle: Gruppenleiterkurs kant. Jungwachtbund Luzern. Kreis Sursee/Hinterland. 30./31.10.1971
Die folgenden Aussagen stammen aus der Festschrift der SKJV (Schweizerischer katholischer Jugendverband) zum 25 jährigen Jubiläum der Schweizerischen Jungwacht im Jahre 1957, Gründungsjahr der Jungwacht Sempach:
Das Jungwachtgesetz
1. Der Jungwächter ist ein Christusträger und Marienritter.
2. Der Jungwächter steht treu zu Priester und zur Kirche.
3. Der Jungwächter ehrt seine Eltern.
4. Der Jungwächter liebt seine Heimat.
5. Der Jungwächter schützt Gottes Natur.
6. Der Jungwächter hält seinen Körper gesund.
7. Der Jungwächter ist ein zuverlässiger Kamerad.
8. Der Jungwächter ist edel und rein.
9. Der Jungwächter ist wahrhaft und froh.
10. Der Jungwächter hilft allzeit.
Das Versprechen: „Ich verspreche, aus Liebe zu Gott will ich nach dem Gesetz der Jungwacht leben. Christkönig segne mich!“
Der Wahlspruch: Tapfer und treu!
Dieses Gesetz betrachtete man damals als praktische und christliche Anwendung der zehn Gebote Gottes auf das Bubenleben.
15 Jahre später umschrieb man bei einer Lagervorbereitung in einer Auflistung „wie muss ein Gruppenleiter sein:“ die Charakterzüge eines guten Jungwachtleiter mit folgenden Worten: Gemütlich, offen, zackig, vielseitig, phantasiereich, froh, technisch geschickt, spontan, Zeit habend, sportlich, selbstständig, Erholung suchend, menschlich, zur Gruppenarbeit bereit.
In dieser Auflistung fehlt im Gegensatz zum Jungwachtgesetz der ständige Gottesbezug. In verschiedenen Köpfen der Jungwacht fand ein Umdenken statt. Beispielsweise löste die Herausgabe des KNIFFs (Handbuch der Bundesleitung für Leiter) einen heftigen Briefwechsel zwischen der Bundesleitung und der Deutschschweizer Ordinarienkonferenz aus. Die Bischöfe loben grundsätzlich die wertvolle und positive Arbeit der Jungwacht im Dienste der ausserschulischen kirchlichen Jugendarbeit, bedauern in ihrem Schreiben jedoch, dass nicht vermehrt religiöse Inhalte aufgenommen wurden. Des weiteren bemängeln sie: „(...)Nebst anderen sind es vor allem die Seiten 38-41, wo unter dem Titel „Du wirst erwachsen“ versucht wird, dem Kind eine seinem Alter entsprechende sexuelle Aufklärung zu vermitteln resp. weiterzuführen. Wir betrachten diese vier Seiten, vorab aus sexualpädagogischen Gründen und aus moraltheologischen Erwägungen, als missglückten Versuch(...)“
Trotz der Bitte um eine sachliche Diskussion empfehlen die Bischöfe den Scharen vorläufig auf eine Anschaffung des KNIFFs zu verzichten.
Entwicklung ist eine unaufhaltbare Tatsache und damit einhergehend auch Veränderungen. Damals musste man beispielsweise die Teilnehmer eines Lagers noch darauf aufmerksam machen, dass man nur via Telegramm erreichbar sei, da sich das nächstgelegene Telefon in zwei Kilometer Entfernung befinde. Heutzutage brauchen wir sogar die jüngsten Lagerteilnehmer auf ein striktes Natelverbot hinzuweisen.
Aufgrund einer Diskussion im 50 Jahre Jubiläumsjahr kamen wir zum Schluss, dass sich die Zeiten wohl ändern, aber unsere Grundwerte kaum von der Auflistung aus dem Jahre 1972 abweichen. Als grösste kirchliche Organisation sind wir auch heute noch bestrebt, den Kindern und Jugendlichen christliche Tugenden weiterzugeben. Wir versuchen durch eine sinnvolle Freizeitgestaltung soziale Kompetenzen in unserer kurzlebigen multimedialen Umwelt zu vermitteln. Dies soll aber nicht durch kirchliche Zeremonien oder Rituale geschehen, sondern mittels gemeinsamer Erlebnisse und Erfahrungen in Gruppenstunden und Lagern.